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Portrait René Schwarz

„Niemand nahm mich ernst“

Quelle: LIEWO Sonntagszeitung

Weil er beide Knie operieren musste, ist René Schwarz körperlich eingeschränkt. Daher gestaltete sich für ihn die Arbeitssuche als schwierig. Doch liess er sich nicht unterkriegen.
Zwei Leidenschaften prägen das Leben von René Schwarz: Fussball und Lastwagenfahren – in dieser Reihenfolge. Doch kann er beide nur noch beschränkt ausführen. Fussball sogar nur passiv, indem er die Junioren C vom FC Balzers trainiert. Die Arbeit mit den Jugendlichen gefällt ihm, obwohl es nicht immer ganz einfach ist. «In der Pubertät liegen die Prioritäten meist woanders als im Fussballtraining», erzählt er. Der Oberschaner war früher in etlichen Vereinen als aktiver Spieler tätig. Erst in einem Club im Glarnerland, wo er aufgewachsen ist. Seit 1986 besucht er laufend Kurse und Fortbildungen als Trainer, er ist J+S-Coach und hat in Zürich eine Fussball-Laufschule absolviert. Vor allem bei den Kindern ist es ihm wichtig, dass sie die richtige Lauftechnik lernen. «Auf die Körperhaltung kommt es an. Das hilft in der Koordination, ob mit oder ohne Ball», betont er eifrig, denn wenn es um den Sport geht, ist er in seinem Element. In seinem Büro zu Hause stehen etliche Pokale herum, die er mit den Mannschaften, die er trainierte, gewonnen hat – darunter auch Damenmannschaften. Die Ordner und Unterlagen zu den Trainings sind ordentlich und griffbereit abgelegt.

Freiheit auf der Strasse entdeckt

Der ursprüngliche Glarner wuchs in ärmeren Verhältnissen auf. Seine Eltern waren der Ansicht, er brauche keine Berufsausbildung zu absolvieren. Also fing er gleich nach der obligatorischen Schulzeit an zu arbeiten und war in etlichen Branchen tätig. So verschlug es ihn erst in einen Metallverarbeitungsbetrieb. Danach verbrachte der heute 57-Jährige einige Jahre in Flims bei den Bergbahnen. Auch führte er in Landquart mit seiner damaligen Ehefrau einen Gastronomiebetrieb. Alles lief wunderbar, bis es zur Scheidung kam und er sein Restaurant aufgeben musste. Doch liess er sich nicht unterkriegen. Seit 1994 ist er als Lkw-Fahrer unterwegs und geniesst die Freiheit auf der Strasse. «Das liegt mir im Blut», schmunzelt er. Mit seiner Partnerin und deren Kinder wohnt er in Oberschan.

Das Knie verheilte schlechte

Doch dann machten ihm seine Knie einen Strich durch die Rechnung. 2011 erhielt er am linken Bein ein künstliches Kniegelenk. Die Operation wie die Genesung verliefen ohne Komplikationen und er kehrte wie gewohnt zur Arbeit zurück. 2016 jedoch verletzte er bei einem Arbeitsunfall sein rechtes Knie. 2017 wurde es zum ersten Mal operiert, doch die Heilung verlief sehr schlecht. «In der Klinik nahm mich niemand ernst. Der zuständige Arzt untersuchte das Knie auch nicht weiter», meint er frustriert. Als wäre das noch nicht genug, erhielt er die Kündigung. Von den Sozialleistungen erhielt er kein Geld und wurde ausgesteuert. Nun versucht er sich mit dem Vertrieb von Reinigungsmitteln und Bio-Produkten (Tee und Gewürze) über Wasser zu halten. «So bleibe ich auch im Kopf fit und habe etwas zu tun. Ich lerne ständig Neues.» Denn mentale Beschäftigung ist für ihn sehr wichtig. Aufgrund seiner Vertriebsprodukte kennt er sich mittlerweile am Computer und in der Administration ziemlich gut aus. Aufgeben ist schliesslich nicht sein Ding.

«Das Jahr 2018 war für mich ein verlorenes Jahr», resümiert René Schwarz. Da die Schmerzen anhielten, holte er sich in einer anderen Klinik eine zweite Meinung ein. «Plötzlich hörte mir jemand zu und untersuchte das Knie genauer. Mein rechtes Kniegelenk wies eine Abweichung von sechs Grad auf. Das bedeutet, wenn ich mit dem Fuss auftrat, hatte es gar keinen festen Boden unter sich», schildert er. Während der Oberschaner erzählt, wird deutlich, wie schwer ihn die Ereignisse mitgenommen haben. Vor der zweiten Operation war René Schwarz sehr nervös, doch alles verlief nach Plan. Die Erleichterung darüber liess er im Gespräch deutlich spüren.

Mit seiner Geschichte wandte sich der Oberschaner an die Patientenorganisation. Denn René Schwarz ist sich sicher, dass während der ersten Behandlung seines rechten Knies etwas nicht richtig lief.  «Es stellte sich heraus, dass es kein Arztfehler war. Trotzdem fühle ich mich in die Wüste geschickt, da niemand mit mir das Gespräch gesucht hat», und das enttäuscht ihn. Wenn er geht, ist ein leichtes Humpeln erkennbar.

Die Gesundheit geht vor

Die Ereignisse haben nun zur Folge, dass René Schwarz nicht mehr als 30 Kilogramm hochheben darf, und auch der Sport fällt komplett weg. Das erschwerte seine Suche nach Arbeit, da er als ehrlicher Mensch seine Einschränkung in den Bewerbungsschreiben erwähnte. Er selbst beschreibt sich als unkompliziert und er sei gewillt, zu arbeiten und zu lernen wie auch Neues auszuprobieren.

«Ich bin nur schon glücklich, dass ich hier sitzen und ein Fussballteam coachen kann», freut er sich trotz allem. Er sei schliesslich ein Kämpfer. «Ohne den Fussball hätte ich wahrscheinlich schon längst aufgegeben», fügt er hinzu. «Auf der Arbeit war ich vor der Verletzung immer der schnellste, nun muss ich es langsamer angehen lassen, die Gesundheit geht vor», sagt er bestimmt. Auch befindet er sich mit seinen 57 Jahren in einer Alterskategorie, die auf dem Arbeitsmarkt einen schweren Stand hat. Seit seiner Kündigung ging er Aushilfsjobs in der Transportbranche nach. Mittlerweile hat er aber wieder eine Festanstellung in Aussicht.  (ms)