Pressebericht Chur 97 – FCB
Rückrundenauftakt zum Vergessen
Der FC Balzers fährt im ersten Pflichtspiel des Jahres eine verdiente 3:0-Niederlage ein. Für Chur 97 trafen Knuth, Ernoefe und Deplazes. Für die Gäste rückt der angestrebte Wiederaufstieg in die Ferne.
Quelle: Liechtensteiner Vaterland
Dass der Föhn wenige Minuten vor Anpfiff das Matchsponsor-Banner umwehte, soll hoffentlich kein schlechtes Omen für die Rückrunde gewesen sein. Der FC Balzers wollte dem Tabellenführer FC Kreuzlingen gleich bei der ersten Gelegenheit die Spitzenposition wegschnappen, während Chur 97 einen grösseren Abstand zu den Abstiegsplätzen brauchte. Angesicht des knappen 2:1-Heimsiegs beim Ligaauftakt im Sommer, war sich FCB-Trainer Patrick Winkler bewusst, dass die zweite Partie gegen den Elftplatzierten, Chur 97, kein Selbstläufer wird. Zudem hat sich die ambitionierte Heimmannschaft mit sieben Neuzugängen in der Winterpause – Knuth, Krättli und Kardesoglu kamen vom Erstligisten USV Eschen/Mauren – verstärkt.
«Wir müssen einfach ans Limit gehen», so Winkler im Vorfeld. Allerdings war es nicht seine Mannschaft, die sich diesen Rat zu Herzen nahm. Beim FC Balzers kehrte Roman Hermann nach einem Auslandsaufenthalt in die Startelf zurück. Es war sein erster Pflichtspieleinsatz in dieser Saison. Die Binde ging nicht an den ehemaligen Kapitän zurück, sondern blieb am Arm von Torhüter Klaus. Der einzige Neuzugang Helmar Andrade, der vom FC Buchs zu m Team gestossen ist, nahm Platz auf der Bank.
Auf der Dienstreise vom Pech verfolgt
Vor dem Spiel wurde Heimkehrer Livio Krättli von Torhüter Zuvic in den Arm genommen. Bis 2013 lief er für die Jugendmannschaften auf. Anschliessend zog es den gebürtigen Churer in die Auswahlmannschaften des FC St. Gallen und später zum USV Eschen/Mauren. Dem 19-Jährigen kam die Aufgabe zuteil, im Mittelfeld für kreative Akzente zu sorgen. Diese liessen von beiden Seiten auf sich warten, wobei die Heimmannschaft das Spiel bestimmte und in den Zweikämpfen bissiger agierte. Fouls und Läufe ins Abseits bestimmten die Anfangsphase. Nach rund einer Viertelstunde tauschten die heimischen Flügelspieler Kardesoglu und Deplazes die Seiten, was für Schwung sorgte.
Trotz eines 3:1-Testspielsiegs im Rücken, den man vergangenes Wochenende gegen den FC Rebstein einfuhr, brachte der FC Balzers den Ball einfach nicht ins Rollen. Bei einer Flanke fehlte Domuzeti der Blick nach oben (9.), sodass sich Erne vergebens in Stellung brachte. Die nächste Chance erkämpfte sich Baumann über den linken Flügel, wobei beide Balzner Stürmer im Abseits standen (20.). Bei Erne war danach Schluss, denn er musste verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Abwehrchef Kaufmann war die Anspannung sichtlich anzusehen. Nachdem eine leichtfertige Aktion zu einem Eckball führte, liess er seinen Zorn freien Lauf und schickte den Ball mit Wucht zum gegenüberliegenden Platz. So als hätte er geahnt, was aus der Standardsituation folgen würde: Der neue Spielertrainer Knuth nutzte das Chaos vor dem Tor und grätschte das Spielgerät über die Linie (33.).
Per Baummann-Schuss (34.) zeigte der eigentliche Favorit sofort eine Gegenreaktion, die Chur jedoch schnell im Keim ersticke. Aus einem Konter erfolgte kurz darauf schon der nächste Treffer: Der gross gewachsene Stürmer Ernoefe aus Nigeria liess Kaufmann hinter sich und zog kurz vor dem Strafraum ab (40.). Ein schnell gespielter Freistosspass (45.) bot Balzers noch die Gelegenheit, mit einem Ausrufezeichen in die Pause zu gehen. Statt direkt zu schiessen, forderte Domuzeti lieber die Abwehr heraus.
Ex-Spieler besiegelt FCB-Niederlage
Als Antwort auf die bescheidene erste Halbzeit stellte FCB-Trainer Winkler nach Wiederanpfiff auf eine Dreierkette um. Zarkovic musste weichen, damit er vorne Mitrovic, eine weitere Offensivkraft, bringen konnte. «Jetzt haben sie Balzers geschlagen», meinte ein Kind auf der Tribüne und es sollte recht behalten. Als hätten die Liechtensteiner nicht schon genug gelitten, war es auch noch ein Ex-Spieler, der jegliche Hoffnungen zerstörte. Rafael Deplazes, der erst diese Saison zu Chur wechselte, stand nach einem hohen Ernoefe-Zuspiel frei vor Torhüter Klaus (51.). Daraufhin blühte er förmlich auf und kam zu mehreren sehenswerten Chancen (59., 71., 87., 90. und 91.) im Straufraum. Scheinbar wollte Deplazes seine alte Mannschaft nicht blossstellen, weshalb er den Ball letztlich nur einmal im Netz unterbrachte. Balzers Möglichkeiten, etwas fürs Torverhältnis zu machen, liessen sich hingegen an einer Hand abzählen. Ein Weitschuss von Tinner (79.) ging über die Latte, jener vom eingewechselten Yildiz (89.) landete in Zuvics Händen. Zuletzt versuchte Domuzeti nach einer Flanke erneut sein Glück im Strafraum, aber der Mannschaft in den gelben Trikots wollte kein Ehrentreffer gelingen. Nicht einmal die Gunst des Schiedsrichters, dessen Entscheidungen die heimischen Anhänger kaum nachvollziehen konnten, half ihnen: Sämtliche Gelbe Karten gingen an die Heimmannschaft, während die Gäste diese beim Kaufmann-Abschlag (33.) oder dem Domuzeti-Foul (69.) hätten sehen müssen.
Abwehr und Sturm haben Luft nach oben
Da der hinter ihnen folgende FC Rüti ebenfalls Punkte liegen liess, bleibt der FC Balzers weiterhin auf dem zweiten Rang. Inzwischen trennen sie jedoch fünf Punkte vom Tabellenführer FC Kreuzlingen, womit der direkte Wiederaufstieg nicht leichter wird. In den kommenden Partien benötigt die Winkler-Elf wieder jenen Biss, den sie vor dem Winter noch auf den Platz gebracht hat. Damals wurde zwar nicht in jeder Partie der schönste Fussball präsentiert, aber die Spieler haben sich die Punkte mit Schweiss erkämpft. Dass die Balzner durchaus zu mehr in der Lage sind, haben sie in den letzten Minuten der Partie angedeutet. Nach der Länderspielpause müssen sie allerdings dringend zulegen. Am Samstag fehlte sowohl in der Abwehr als auch im Sturm die nötige Gegenwehr und wenn beide Fronten geschwächt sind, nutzen das die Gegner konsequent aus.